Hypnose und Hypnotherapie sind vermutlich die ältesten Behandlungsformen bei Schmerzen überhaupt. Lange vor den Schmerzmitteln gab es das suggestive Besprechen und die Hilfe durch Trance, durch konzentrative Übungen und durch bewußtseinsverändernde Entspannngs-Praktiken. Im Gegensatz zu der weitverbreiteten Annahme, Hypnotherapie wirke nur bei sogenannten „psychosomatischen“ Schmerzproblemen (wie etwa Spannungskopfschmerz) gibt es diese Möglichkeiten auch bei „rein organisch verursachten“ Schmerzen, etwa bei Unfallverletzungen. Dies hat damit zu tun, dass sich durch die Jahrhunderte viele hypnotherapeutische Arbeitsformen mit dem Schmerz entwickelt haben. So können wir Schmerzen verändern, beseitigen oder umdeuten, in Trance über sie hinausgehen oder sie in ein Symbol verwandeln.

Schmerzen haben stets viele Aspekte – die Art, wie ein Schmerz zum Gehirn weitergeleitet wird, beeinflusst die Empfindung ebenso wie die Art, wie über diesen Schmerz gedacht wird oder wie viele interessante Ablenkungen zur Verfügung stehen. Manchmal kann ein Schmerz „weg-verwandelt“ werden, wenn nämlich Tröstung oder Ablenkung zur Entspannung führen, wenn die Konzentration auf etwas Anregendes zu neuen Impulsen führt oder wenn das Schmerz-Gefühl in ein alternatives Gefühl übergeht. In anderen Fällen lässt sich der Schmerz selbst – zunächst – nicht verwandeln, wohl aber die Haltung ihm gegenüber. Auch ist es möglich, den Schmerz gleichsam aus der Aufmerksamkeit „hinauszuschieben“. Dabei passiert dann dasselbe wie dort, wo ein Kind sich verbrannt hat, weint und klagt, dann abgelenkt wird und plötzlich den Schmerz nicht mehr nur nicht zu fühlen scheint, sondern tatsächlich nicht mehr spürt.

Schmerz, Schmerzwahrnehmung und Schmerzleiden sind also drei verschiedene Dinge. Unser Gehirn macht möglich, dass wir zwar Schmerzen fühlen, darunter aber nicht leiden. Umgekehrt kann geringer Schmerz heftige Qual bereiten. Unbewusst können in uns Schmerzen entstehen, die dann genau so eine Hinweisfunktion haben wie jener Schmerz, der beim Berühren einer heissen Herdplatte entsteht.

Eine wesentliche hypnotherapeutische Zugangsform zum Schmerz ist die Suggestion. Suggestionen sind Vorschläge, wie etwas sein könnte. Allerdings handelt es sich um besondere Vorschläge; solche nämlich, die durch die Art ihrer Formulierung emotionale Wirkung haben und Handlungstendenzen nach sich ziehen. Häufiger angewandt, erzeugen diese Vorschläge Wirklichkeiten, d.h. wir erleben sie als wahr, und plötzlich „ist“ etwas so, wie es „ist“. Wenn man etwa nur oft und intensiv genug suggeriert bekommt, eine Hand würde schwerer, dann wird die Hand tatsächlich schwerer, weil nämlich die Muskeln entspannt und die Gefäße erweitert werden.

Jede Therapeutin oder jeder Therapeut verwenden Suggestion. Ob man von einem Nervenschmerz  spricht, von frühkindlichen Traumatisierungen oder von der Erblichkeit von Schmerz-Störungen, immer ist hierbei (auch) Suggestion im Spiel, da wir nie genau wissen können, was wirklich ist und da das Schmerz-Geschehen darüber hinaus oft mehrfach bedingt sind. Suggestionen sind daher auch Programme, die Erlebniswelten hervorbringen und Gesundheit und Krankheit gewissermaßen erzeugen können. Sie sind ein therapeutisches und diagnostisches Werkzeug, dessen sich jede Therapieform bedient, wobei die bewusste Verwendung von Suggestionen ein Kennzeichen der Hypnotherapie ist.

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