Entwicklung von Metaphern

In der therapeutischen wie in jeder anderen  Kommunikation auch werden metaphorische Redewendungen mehr oder weniger intuitiv verwendet. Es können kurze `Skizzen´ sein, die einen Bedeutungsgehalt plastischer, nahezu aufdrängend sinnlich erfahrbar machen.Wenn der Klient an der Schwelleder beginnenden Veränderungen und Verbesserungen seiner Leebenssituation im Rückblick sich selbst zerfleischend darin hartnäckig verweilt, zu hadern , sich vorzuwerfen, was er alles versäumt hat, warum er nicht früher sein Leben geändert habe etc.  Der Therapeut dann z.B. sagt: Das kommt mir in etwa so vor, wie bei jemandem, der nach langer Wanderung durch die Wüste die Oase mit frischem Wasser und Bäumen voll delikater Früchte erreicht, sich dann aber umdreht, der Wüste zuwendet  und indem er stundenlang darüber sinniert und klagt, wie er durstig gelitten hat es versäumt, Wasser zu schöpfen und saftige Früchte zu pflücken.

Eine umfassende Geschichte, eine Anektode, ein Märchen einzubeziehen, dazu bedarf es meist einiger Überlegungen, auch wenn man auf Eigenprodukte verzichtet und auf das  Material zurückgreift, das therapeutische und  andere Literatur dazu anbietet. Die Wahl des „richtigen“ Stoffes ist an vergleichbare Kriterien geknüpft wie die Bildung eigener Metaphern.

Die therapeutische Metapher soll die problematische Situation des Klienten enthalten, sich aber nicht im Inhalt auf den Klienten beziehen, denn die bewußte Wahrnehmung von Parallelen zur eigenen Situation würde einengende Gedanken des Bewußtseins evozieren und das freie Spiel assoziativer Muster einschränken oder abbrechen.  Welchen Kriterien das Lösungspotential des ausgewählten bzw. konstruierten Materials genügen sollte, auf welche Ebenen (Gefühle, Verhalten, Einstellung etc.) abgezielt wird, dafür finden sich Anregungen und Beispiele u.a. bei Gordon und Lankton & Lankton (s.u.).

Während in der angeführten Literatur die geplante Konstruktion von M. bzw. eine umfassende Auswahl spezifischer Beispiele Gegenstand der Darstellung ist, soll an dieser Stelle kurz die Möglichkeit der intuitiv gestalteten Metapher angesprochen werden.

Das bewußte Konstruieren einer M. läßt diese Geschichten oft etwas hölzern und gewollt erscheinen. Eleganter erscheinen solche, die ohne vorrangige bewußte Strukturierung assoziativ verknüpfend entstehen, entweder alleine oder im Dialog mit einer anderen Person, z.B. in der hypnotherapeutischen Situation, in der Therapeut und Klient in ein gemeinsames Erlebnisfeld eintauchen. In solch einer Phase dichter Kommunikation, dem intensiven Rapport zwischen Therapeut und Klient, kann sich der Therapeut auf sein „tieferes Wissen“, auf die Fülle am Rande des Bewußtseins vertrauen. In dieser „interpersonalen Trance“ wie es Stephen Gilligan nennt, kann die M. aus dem Kontext des gemeinsamen Tranceerlebens erwachsen. Erfahrungsmomente beider Personen fliessen hier ein und bilden den Stoff für eine heilsame Geschichte.

Üben läßt sich das auch „solo“, indem man. in einer Phase der gelassenen Ruhe und Entspannungz.B.alltägliche Ereignisse als Aufhänger nimmt. Anknüpfend an einzelnen Bestandteilen (Gegenstände, Personen, situative Besonderheiten etc.) läßt man möglichst bildhaft ein Geschehen entfalten, das wenig kontrolliert vom kritisch-rationalen Verstand eine eigene Dynamik entwickelt. Daraus können facettenreiche Geschichten entstehen, die manchmal auf den ersten Blick auch etwas „geheimnisvoll“ erscheinen mögen, d.h. für den Erlebenden / Erzählenden nicht in ganzem Umfang faßbar sind, sondern sich eher in gefühlter Bedeutung kundtun.

Schaut man dann nochmals hin, stellt man vielleicht überrascht Bezüge zu vorher nicht intendierten bzw. nicht bewussten Themen fest. Themen die zum einen eng mit der eigenen Person verbunden sind -und damit  Selbsterkenntniswert haben – darüberhinaus aber etwas „allgemeingültiges“ enthalten, das sie  vorbehaltlich  klarer und bewußter Anwendungsüberlegungen für den therapeutischen Kontext geeignet sein lässt.